Am 8. April 2025 fand im Berliner Congress Center (bcc) ein Forum statt, das eine Fülle von Impulsen für ein zukunftsfähiges Unternehmer:innentum in Deutschland setzte: Das Forum für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen (kurz: SIGU), veranstaltet vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Dort versammelten sich zentrale Akteur:innen des sogenannten Impact-Sektors – einem Bereich, der längst kein Nischenthema mehr ist, sondern als Schlüssel für eine resiliente und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung verstanden werden muss.

 

Ein Sektor mit Gewicht und Potential 

Dass Gemeinwohlorientierte Unternehmen mehr als nur moralisch „gute“ Ideen verfolgen, zeigen aktuelle Zahlen: In Deutschland arbeiten etwa 3 Millionen Menschen in diesem Bereich – mehr als drei- bis viermal so viele wie in der Automobilindustrie. Ihr gemeinsamer Jahresumsatz beträgt rund 72 Milliarden Euro. Das macht deutlich: Die sogenannten „Sinn-Unternehmen“ haben längst wirtschaftliche Relevanz und verdienen strukturelle Förderung.

Doch genau hier hakt es noch. Der Zugang zu Kapital bleibt schwierig: Viele Banken bewerten gemeinwohlorientierte Geschäftsmodelle als nicht tragfähig. Warum? Weil klassische Risiko- und Wirtschaftlichkeitsanalysen soziale und ökologische Wirkungen systematisch ausklammern. Das verzerrt die Realität: Während kurzfristig orientierte Geschäftsmodelle – trotz negativer Folgen – leichter Finanzierung finden, sind soziale Innovationen oft benachteiligt. Hier braucht es ein Umdenken und gezielte Unterstützung durch ein Förderregime.

 

Ein Ort der Begegnung und Inspiration

In fünf Themenräumen wurden insgesamt 15 Praxisbeispiele vorgestellt – von der ökologischen Landwirtschaft über solidarische Gesundheitsversorgung bis zu innovativen Bildungskonzepten. Diese „Geschichten des Aufbruchs und Gelingens“ machen Mut und zeigen, wie wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftlicher Nutzen zusammengehen können. Einblicke in den Rückblick auf das Forum bieten hier weiterführende Informationen.

Ein besonderes Highlight: die „Werkstätten der Veränderung“, in denen gemeinsam mit Teilnehmenden Handlungsempfehlungen für die nächsten Entwicklungsschritte im SIGU-Ökosystem formuliert wurden. Acht Themenpat:innen begleiteten acht partizipative Werkstätten zu den drängendsten Fragen des Sektors – von Finanzierung über Professionalisierung bis zur Skalierung von Geschäftsmodellen. Die Dokumentation dazu findet sich hier.

 

Staatliche Strategie trifft auf Umsetzung

Nach 1,5 Jahren Umsetzung präsentierten BMWK und BMBF beim SIGU-Forum den Monitoringbericht zur Nationalen Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen. Er zeigt deutlich: Die Professionalisierung, die Bildung von Netzwerken und innovative Förderansätze tragen erste Früchte – doch der Weg ist noch lang.Parallel dazu wurde auch die neue Studie zur Datenlage vorgestellt, die erstmals detaillierte Einblicke in Struktur, Herausforderungen und Potenziale des Sektors gibt – ein wichtiges Fundament für faktenbasierte Förderentscheidungen.

 

Warum das auch für Wirtschaftsförderungen entscheidend ist

Gemeinwohlorientierte Unternehmen sind ein zentraler Pfeiler einer nachhaltigen Wirtschaftsstruktur in Deutschland. Wirtschaftsförderungen auf kommunaler und regionaler Ebene sollten dieses Potenzial gezielt erschließen – durch finanzielle Förderung, gute Beratung und ein offenes Ohr für neue Geschäftsmodelle mit Sinn und Zukunft.

Auch immer mehr konventionelle Unternehmen suchen die Zusammenarbeit mit gemeinwohlorientierten Akteuren – sei es, um ihre Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen, Nachhaltigkeitsziele glaubwürdig umzusetzen oder neue Märkte zu erschließen. Das SIGU-Forum machte deutlich: Kooperationen mit Gemeinwohlunternehmen lösen nicht nur den oft empfundenen Widerspruch zwischen Lohnarbeit und „etwas Gutes tun“, sie helfen auch, soziale und langfristig gedachte Innovationen voranzutreiben, die einen Impact für die Menschen in der Kommune oder Region haben und sorgen zudem für Strahlkraft über den Standort hinaus.

Für Wirtschaftsförderungen bedeutet das: Wer heute nachhaltig und zukunftsfähig fördern will, muss den Impact-Sektor systematisch mitdenken und mitgestalten. Das bedeutet nicht nur, passende Instrumente bereitzustellen – sondern auch, die eigene Haltung zu überprüfen, Prozesse zu vereinfachen und das Thema strategisch zu verankern.

Das SIGU-Ökosystem sowie der Förderfinder der SIGU-Plattform bieten einen hervorragenden Überblick über Anlaufstellen, Netzwerke, Programme und Fördermöglichkeiten im Bereich Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen in ganz Deutschland. An dem sich auch Wirtschaftsförderungen beteiligen können!Wer sich tiefergehend mit den Innovationsprozessen dieser Unternehmen befassen will, dem sei außerdem das kostenlose E-Book zum Transdisziplinären Innovationsmanagement empfohlen.

Gemeinwohl als Wirtschaftsfaktor: Ein Rückblick auf das SIGU-Forum 2025 und ein Signal an Nachhaltige Wirtschaftsförderung in Deutschland

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